Schüler Lehrer

Theodor Hosemann - Kinder mit Pony vor Mühle
Theodor Hosemann - Kinder mit Pony vor Mühle - 1855 - Öl auf Holz - 17,4x22 cm

Schüler Lehrer

Auch wenn man vom Klischee des hungernden Künstlers absieht, stellt sich für viele Menschen die Frage, wovon Künstler eigentlich leben. Der Verkauf von Bildern war und ist abhängig von Sammlern und Kunstliebhabern, und die allein ernähren in der Stadt Brandenburg wohl niemanden. Potsdam und Berlin als internationale Kulturzentren sind die nächsten Absatzmärkte für professionelle Künstler. Gleichzeitig sind sie nah genug für regelmäßige Kontakte, schon Arnold Topp ließ sich hier als Lehrer nieder, um in die Nähe der Berliner Sturm-Galerie zu gelangen. Die meisten Künstler in der Stadt unterrichteten. Sie lehrten als Lehrer an Schulen oder gaben Privatunterricht. So unterrichteten die beiden Schwestern Bielefeld nach Günter Schulz-Ihlefeldt auch Jürgen Lutzens, für den dann später der Expressionist und überzeugte Autodidakt Curt Ehrhardt jahrelang Lehrer, Freund und Vorbild war. Kunstlehrer bzw. Kunsterzieher an den verschiedenen Schulen waren beispielsweise Walter Garski, Gerhard Wolf, Horst Wall und Jan Beumelburg, Gertrud Körner unterrichtete in eigenen Schülerateliers in Berlin und Brandenburg.

Curth Ehrhardt - Brandenburger Dom im Winter
Curth Ehrhardt - Brandenburger Dom im Winter - 1952 - Mischtechnik auf Papier - 25x32 cm

Arnold Topp als wohl bedeutendster Maler aus der Stadt war Turn- und Zeichenlehrer an der Saldria. Er unterrichtete dort auch Curt Ehrhardt und brachte ihn in Kontakt mit den Vertretern des beginnenden Expressionismus. Topps Kollege Walter Garski gab nebenamtlich auch noch Unterricht an der Wredowschen Zeichenschule. Diese wurde 1870 gegründet und nach dem Brandenburger Bildhauer August Wredow benannt. Sie bot Handwerkern, Kunstinteressierten und angehenden Künstlern die Möglichkeit, sich in einem festen Kurssystem die Grundlagen für Ästhetik und Bildende Kunst anzueignen und war eine typische Bürgerstiftung für die Brandenburger Bevölkerung. Die Wredowsche Zeichenschule war für viele angehende Künstler ein Einstieg für ihr späteres Studium. Horst Wall rief nach der Wende die 1946 geschlossene Wredowsche Zeichenschule neu ins Leben und entwickelte sie nach dem Neustart zu einer wichtigen Kulturinstitution in der Stadt. Auch die spätere Volkshochschule unterrichtete in der Bildenden Kunst, um die Wende gründete sich die Kinder- und Jugendgalerie Sonnensegel, die bis heute aktiv ist.

Wilfried Schwarz - Studie alter Häuser
Wilfried Schwarz - Studie alter Häuser (Gotthardtkirchplatz) - 1989 - Tinte auf Papier - 14,8x21 cm

Ein bedeutender Lehrer aus Brandenburg war Theodor Hosemann, Sohn eines hier stationierten preußischen Leutnants. Seine künstlerische Ausbildung begann er schon mit zwölf Jahren in Düsseldorf. Später lebte er in Berlin. Dort unterrichtete er als Professor an der Königlichen Kunstschule unter anderem den jungen Heinrich Zille. Seine Einflüsse sind im Werk Zilles unverkennbar. 1838 malte Hosemann, der ansonsten wohl kaum noch Beziehungen zu seiner Geburtsstadt hatte, den „Blick über die Havel auf das winterliche Brandenburg“. Es ist ein distanzierter und kühler, dennoch einfühlsamer Blick auf eine leicht verschleierte Stadtsilhouette, die an seine Vergangenheit wie an etwas Märchenhaftes rührt. Das Stadtbild ist keine realistische Darstellung, die einzige Reminiszenz an seine Heimatstadt hat Hosemann wie eine Verklärung als Hintergrund einer stimmungsvollen Winterlandschaft gewählt.