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Lebensreise

Malerei - Grafik - Décalcomanie

Wilfried Schwarz

15. Juni - 27. August 2017

"Du sollst einen Baum für wichtiger halten als eine Erfindung von Picasso." (Otto Pankok 1930)

Wilfried Schwarz in Frankreich Wilfried Schwarz in Frankreich // Photo W.S. privat

Wilfried Schwarz 2017Wilfried Schwarz im Jahr 2017 // Photo © Matti M. Matthes

1937 in Finsterwalde/Niederlausitz geboren
1955-60 Studium der Germanistik und Kunsterziehung an der Humboldt-Universität Berlin, Staatsexamen
1960-80 Schuldienst in Brandenburg an der Havel
1967 Referent beim Weltkongress der Kunsterzieher in Prag
1974-80 Förderklasse Malerei/Grafik des Bezirkes in Potsdam bei den Malern und Grafikern Gottfried Höfer und Wolfgang Liebert
1974 Frankreichreise zur Hochzeit des Bruders, anschließend konspirative Hausdurchsuchung durch die Stasi (MfS der DDR)
1980-90 Fachbereichsleiter Kultur an der VHS Brandenburg an der Havel
  Leitung von Kunstkursen, Stadtgeschichtskursen, Engagement in der Denkmalpflege, Deutschunterricht in der Abiturstufe des 2. Bildungsweges
1983 Reise nach Österreich
1984 Reise in die Schweiz (Genf) zur Tante und zur Mutter
1990–92 Kulturamtsleiter in der Stadt Brandenburg: Aufbau der Unteren Denkmalschutzbehörde, Internationales Bildhauerpleinair und erste Arbeiten im Paulikloster, erste OFF-ART-Ausstellung
1992-2001 Fachbereichsleiter an der VHS Brandenburg an der Havel
seit 2001 Ruhestand, anschließend Kursleiter VHS: Kunstkurse, Französisch, Stadtgeschichte, ab 2015 Deutschkurse für Syrer
  Ausstellungsbeteiligungen, Personalausstellungen und Pleinairs ab 1962 in der DDR, Polen und Ungarn
  ab 1990 in Italien, Frankreich (Salon de Printemps 2002 – 2008 in Epinay sur Seine bei Paris)
  Reisen in Europa, Ägypten, Syrien, Jordanien, Marokko, USA
  Ankäufe: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel, Arbeiten in Privatbesitz in Deutschland, Österreich, Frankreich, United Kingdom, USA

Wilfried Schwarz, 1937 in Finsterwalde/Niederlausitz geboren und im Osten Deutschlands aufgewachsen, lernte die Klassische Moderne erst spät kennen, denn diese galt in der DDR als dekadent und kapitalistisch. So orientierte er sich bei der Motivwahl direkt an der Natur und dem eigenen Erleben und begann das Gesehene grafisch und farblich zu gestalten.

Da Wilfried Schwarz als Lehrer für Kunsterziehung und Deutsch nicht von seiner Kunst leben musste, konnte er seinem Gefühl folgen, welches durch das visuelle Erlebnis ausgelöst wurde. In der Förderklasse Malerei/Grafik des Bezirkes Potsdam wurde er durch seine Mentoren Gottfried Höfer und Wolfgang Liebert in seiner künstlerischen Auffassung ermutigt und bestätigt.

Die wechselnden Kunstrichtungen und formalen Neuerungen des 20. Jahrhunderts indess waren ihm nicht so wichtig wie dem westlichen Kunstbetrieb, Galerien und Kunstwissenschaftlern. Auch das Anfertigen von künstlerischen Installationen, gleich welcher Art, überlässt er gern anderen Künstlern. Er bleibt bei seinem Skizzenbuch, beim Tafelbild und hofft, dass das geneigte Publikum dies auch heute zu schätzen weiß.

Besucherinfo
Stadtmuseum im Frey-Haus
Ritterstraße 96
14770 Brandenburg an der Havel
Anfahrtsplanung »
Tel.: 03381 584501

Öffnungszeiten
Di - So 13 - 17 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene 3,00 EUR - ermäßigt 1,50 EUR - Kinder frei - Gruppen Erwachsene (ab 10 Personen) 2,00 EUR - Familienkarte (bis 2 Erwachsene + Kinder) 5,00 EUR

Wilfried Schwarz Zeichnungen Luckenberger BrueckeWilfried Schwarz // Luckenberger Brücke // Kohle auf Papier // o.J.

Lieber Wilfried Schwarz,
sehr geehrte Gäste,

hatten Sie schon einmal eine Décalcomanie? Keine Angst, das ist keine ansteckende Krankheit, sondern Kunst. Es handelt sich dabei um eine Maltechnik, bei der der Künstler den Zufall der Vermischung und Ausformung von Farbflächen nutzt, indem er die flüssigen Farben zunächst auf eine glatte Oberfläche aufträgt und dann mit einem Papier abzieht. Auf diese Weise entstehen zufällige Farbmischungen und Muster mit denen der Künstler assoziativ weiter umgeht. Er nimmt sich den Zufall als Partner um mit seiner Hilfe zu neuen Ausdrucksformen zu gelangen. Der Farbabzug bleibt nicht wie er ist, sondern wird zur Basis eines neuen Bildes. Es wird vom Künstler weiter bearbeitet: Ein kleiner Strich hier, eine Verwischung der Farbe in noch feuchtem Zustand da und es erscheint aus einem farbigen Nebel auf einmal ein Portrait. Wilfried Schwarz sagt: 'Ich wollte nach so vielen Jahren der gegenständlichen Malerei durch das Spiel mit dem gesteuerten Zufall meine Farbpalette aufbrechen und mit Hilfe neuer Farben und Muster meine Kunst erweitern.' In einem Gemälde, das Sie heute sehen werden, nutzt er die Décalcomanie, die er in weiten Teilen übermalt hat, als Lichterscheinung am Ausgang einer dunklen Höhle.

Wilfried Schwarz malt, seit er denken kann. 'Besonders gut kann ich Hähne und Pferde - die fand ich schon als Kind toll.' Hunderte Werke sind inzwischen entstanden. Dankbarer Weise nicht nur Hähne und Pferde. 'Malen und Zeichnen was ist' sagt er. 'Immer wenn mir etwas auffällt will ich es auf Papier oder Leinwand festhalten.' Ein Augenmensch. Seine Domäne ist das Gegenständliche. Während des Studiums entsteht 1957 ein erstes Selbstporträt. Ein junger Mann, selbstbewusst mit Schlips und Kragen im weißen Kittel, der uns als aufmerksamer Betrachter entgegentritt. Es folgen immer wieder Selbstbildnisse, die Sie hier in der Ausstellung sehen werden. Selbstporträts sind immer auch Ausdruck einer kritischen Beschäftigung mit sich selbst. Die Fertigung eines Selbstbildnisses festigt die eigene Persönlichkeit.

Einen kritischen Blick hat Schwarz auch auf anderes. Sie werden in der Ausstellung einige Arbeiten finden, die unsere Stadt Brandenburg zum Thema haben. Die kriegszerschundene Kirche St. Johannis nur einen Steinwurf von hier - dem Stadtmuseum im Frey-Haus - entfernt malt er mit Blick in den offenen Dachstuhl.

Ein Jahr später finden wir eine Zeichnung mit dem inzwischen eingestürzten Dach. Der spekakuläre Einsturz ist ein Fanal des Niedergangs der historischen Altstadt. Er hat dies immer wieder angeprangert. Er gehört nicht zu den Angepassten.

Laudatio von Dr. Ralf Krombholz zur VernissageDr. Ralf Krombholz während seiner Ladatio // Photo © Matti M. Matthes

Wir finden ein Bild „Reiseträume“ von 1973 wo er als kleiner Hävelmann um die Welt zu seinen Traumzielen reist: Paris, Genf, wo seine Mutter lebt. In einem späteren Bild übermalt er ein Blatt aus seiner Stasiakte: Er betreibe staatsfeindliche Hetze steht da zu lesen.

Wie ein roter Faden zieht sich die Landschaftsmalerei durch das 60jährige Œuvre. Die ersten Bilder dieser Ausstellung zeigen düstere in Brauntönen gehaltene Arbeiten aus den Tagebauen der Lausitzer Gegend. 'Wir mussten zwei Wochen im Tagebau schuften und durften dann zwei Wochen malen' erzählt Wilfried Schwarz. Von den düsteren proletarischen Bildern dieses Anfangs werden Sie erleben, wie die zahlreichen Landschaften, die zum Teil auf kleinen und nach der Wende auch großen Reisen entstanden sind nach und nach an Farbe und Licht gewinnen.Bei den neuesten Bildern der letzten Jahre wird ihnen auffallen, dass sich seine Palette nochmals aufgehellt hat. Der unmittelbare Bezug zur Natur und zum eigenen Erleben ist ihm wichtig. 'Immer wenn mir etwas auffällt, will ich es festhalten.' Mehr als zwanzig Skizzenbücher, die ihn auch als begnadeten Zeichner ausweisen sind heute in Ausschnitten zu sehen. Als Mittel der Wahl nimmt er den Fineliner. Da kann man nichts korrigieren – jeder Strich muss sitzen.

Eine Lebensreise nennt er die heutige Ausstellung. Sie führte Wilfried Schwarz vom Akademischen bis ins Abstrakte. 'Vom Auge zum Herzen und zum Verstand' sagt er.

Übrigens: Decalcomanien und andere schwarzsche Werke sind zwar nicht ansteckend aber käuflich. Wilfried Schwarz freut sich, wenn seine Bilder irgendwo zu sehen sind und nicht in seinen Mappen schlummern.

Ich wünsche Dir lieber Wilfried eine tolle Ausstellung und Ihnen liebe Gäste viel Vergnügen damit.

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Ausstellung Wilfried Schwarz

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit von Wilfried Schwarz mit dem Brandenburger Künstler Jan Beumelburg und Matti M. Matthes.


'Die Schönheit der Farbe und der Form ist kein genügendes Ziel in der Kunst.' (Wassily Kandinsky)

Decalcomanie 2014/2015Wilfried Schwarz // Décalcomanie // Acryl auf Papier // 2014/2015

Die Zitate hier auf dieser Seite gehören unbedingt zum Credo des „Augenmenschen“ Wilfried Schwarz, dessen Sache weder das gedankenlose 'Abpinseln' noch mehr oder weniger gewaltsame Formsuche und brutale anatomische Verzerrungen sind. Seine Arbeiten sollen den Betrachter erfreuen.

Experimenten steht er dennoch aufgeschlossen gegenüber und schließt sie nicht aus, wie die Beschäftigung mit der Décalcomanie in den vergangenen Jahren zeigt.

Der heute in Rathenow lebende Wilfried Schwarz wirkte von 1960 bis 2008 in der Stadt Brandenburg als Kunsterzieher, Fachbereichsleiter Kultur an der VHS und auch als Kulturamtsleiter (1990-92). Die Bilderschau 'Lebensreise' zeigt im Stadtmuseum im Frey-Haus eine Auswahl an Malerei, Grafik und Décalcomanien anlässlich des 80. Geburtstages des Brandenburger Künstlers.

 

Veranstalter der Ausstellung: Stadt Brandenburg an der Havel // Die Oberbürgermeisterin // Fachbereich Kultur // Stadtmuseum im Frey-Haus
15. Juni bis 27. August 2017 // Stadtmuseum im Frey-Haus // Ritterstraße 96 // 14770 Brandenburg an der Havel // 03381 584500 // www.stadtmuseum-brandenburg.de